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zur Geschichte der Großkabinenschwebe- und
Standseilbahnen in Deutschland, Österreich
und Südtirol
technische Hauptdaten
Aufnahmen der Anlage
Fotos: Archiv des Fritz-Löffler-Instituts der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere
Seilbahn zur Insel Riems
Historisches zur Anlage
1896 bekam der bekannte Gelehrte Prof. Dr. Friedrich Löffler vom preußischen Staat den Auftrag, Forschungen über die Maul- und Klauenseuche
durchzuführen. Zu diesem Zweck mussten Rinderbestände mit der gefürchteten Krankheit infiziert werden - die Krankheitserreger wurden aus dem
Greifswalder Versuchsstall jedoch in andere Nutztierbestände verschleppt - ein Verbot weiterer Forschungen war die Folge. Man suchte eine
Forschungsstätte, wo man die wissenschaftlichen Arbeiten in völliger Isolation von der Umwelt fortführen konnte und entschied sich für die Greifswald
in der Ostsee vorgelagerte kleine Insel Riems, wo am 10. Oktober 1910 die Forschungen wieder aufgenommen werden konnten. 45 Minuten dauerten
die Überfahrten mit kleinen Segel- und Ruderbooten zur Insel. Da die Transportfahrten zur und von der Insel immer weiter zunahmen, kamen
zunächst Motorboote zum Einsatz. Anschließend wurde der Bau eines Dammes zur Insel geplant - eine Drehbrücke sollte die Isolation gewährleisten.
1925 erfolgten unter Prof. Waldmann erneut Erweiterungen auf der Insel - die finanziellen Mittel für einen Dammbau waren jedoch durch die
grassierende Inflation nicht gegeben. So entschloss man sich für den Bau einer Seilschwebebahn, den Auftrag erhielt die Seilbahnfirma Bleichert &
Co. aus Leipzig. Die nach ihrem Baujahr "Riems 26" genannte Seilbahn erforderte für die Ver- und Endladung sowie für die Desinfektion lange
Aufenthaltszeiten in den Stationen. Auch ein Personentransport sollte möglich sein. Gebaut wurde eine einspurige Schwebebahn mit mehreren
abkuppelbaren Fahrbetriebsmitteln und verschiedenen Ladestellen in den Stationen. Bis zu drei Fahrbetriebsmittel konnten gleichzeitig auf der Strecke
verkehren. Für den Personentransport wurde ein kleiner, runder Wagen eingesetzt, auch "Tonne" genannt, welcher zwei Sitzplätze bot. Auch die
Viehgondeln wurden zeitweise für den Personentransport benutzt. Mit Beginn des zweiten Weltkriegs wurden die Anlagen auf der Insel Riems stark
erweitert, da durch fehlende veterinärhygienische Maßnahmen vor allem in den okkupierten Staaten, ein verstärktes Auftreten von Tierseuchen zu
beobachten war - die Transportkapazität reichte nicht mehr aus. So begann die nunmehrige Firma "Bleichert Transportanlagen GmbH" 1940 mit dem
Bau der 1942 fertig gestellten Seilbahn "Riems 42". Diese Anlage wurde im Gegensatz zur Vorgängeranlage als Seilschwebebahn mit Pendelbetrieb
errichtet. Beide Seilbahnen verkehrten parallel mit einem Abstand von nur 10m. Personenbeförderung wurde nur noch mit der neuen Bahn durchge-
führt, eine Mauer trennte den Bahnsteig für Personenbeförderung von dem für Viehbeförderung. Auch nach dem II. Weltkrieg liefen die Forschungs-
arbeiten auf der Insel Riems weiter, die Kapazitäten wurden erweitert, einige Forschungsbereiche mussten aus Platzgründen auf dem Festland unter-
gebracht werden. 1960 arbeiteten bereits 640 Mitarbeiter im Institut, die Kapazität der Seilbahnen war schon lange überschritten. - daran änderte
auch die 1961 vom Schlosser Schloschies aus Stralsund gefertigte zweite Personengondel nichts. Bis zu 16 Stunden waren die Seilbahnen täglich im
Einsatz, was zu einem starken Verschleiß führte. Ende der 60-er Jahre entschloss man sich, einen Damm zur Insel zu errichten, welcher 1971 für den
betrieblichen Verkehr übergeben wurde. Mit dem im Juni 1972 erfolgten Bau der Materialschleuse wurden die Seilbahnen endgültig entbehrlich - über
46 Jahre hatten sie zuverlässig ihren Dienst getan. Bis auf die Stützen 2 und 3 wurden die Seilbahnanlagen vollständig demontiert. Mario Schatz,
ehemaliger Betriebsleiter der Dresdner Bergbahnen, dessen Buch "Seilbahnen der DDR" wir die Informationen zu dieser Seilbahn verdanken, fotogra-
fierte noch Ende der 70-er Jahre die beiden verbliebenen Stahlstützen sowie eine ehemalige Personengondel, die in einem Kleingarten auf der Insel
Riems eine neue Verwendung als Laube gefunden hatte.