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Fotos: s/w Bilder: C. Huber Verlag / Farbbilder: E. Schurr
www.bergbahngeschichte.de
zur Geschichte der Großkabinenschwebe- und
Standseilbahnen in Deutschland, Österreich
und Südtirol
technische Hauptdaten
Aufnahmen der Anlage
Predigtstuhlbahn Bad Reichenhall
Historisches zur ältesten, im Originalzustand verkehrenden Seilschwebebahn der Welt
Bad Reichenhall stellte sich von jeher den Anspruch, die "Königin der deutschen Alpenbäder" zu sein. Seit 1866 fuhr die deutsche Staatsbahn den
Ort an, um 22 Jahre später ihr Streckennetz bis nach Berchtesgaden auszubauen. Das Klientel der Erholungssuchenden wuchs, allein der Weg zu
den Gipfeln war konditionell geeigneten Personen vorbehalten. Auch Bad Reichenhall wies 1909 bereits eine Drahtseilbahn auf, die "Hessingbahn".
Diese führte vom Ort nach Bayerisch Gmain, überwand jedoch nur einen geringen Höhenunterschied. 1914 musste diese Bahn aus Mangel an Kur-
gästen eingestellt werden, wenig später wurde sie demontiert. Projekte für weitere Bahnen gab es viele, so jenes einer "aerostatischen Luftbahn"
auf den Hochstaufen oder einer "gasbetriebenen Wellradbahn" auf den Siebenpfalfen. Zur Ausführung gelangte keines dieser Projekte. Geradezu
einen tiefen Schock löste in Bad Reichenhall 1925 der Baubeginn der Kreuzeck-Pendelbahn im Wettersteingebirge aus. Nun musste eine eigene
Seilbahn her. Heftige Diskussionen gab es über die Frage, auf welchen Berg diese Bahn führen sollte. In diesem Zusammenhang spielte die Tat-
sache eine Rolle, dass der Ort seinen Ruf als mondäner Kurort langsam, aber sicher verlor. Im Sommer konnte man auf Kreuzfahrtschiffen kuren
und im Winter boten sich dazu die aufstrebenden Schweizer Wintersportorte mit ihrer intakten Infrastruktur an. Am 7. April 1927 konnte schließ-
lich mit den Bauverhandlungen begonnen werden. Die Seillinie wurde mit Hilfe der gerade erst entwickelten "Luftfotometrie" festgelegt, Stationen,
Stützen und Seilführung sollten sich harmonisch der Landschaft anpassen. Den Zuschlag für die Bauausführung erhielt die Münchener Hochtief
AG. Für den Bau wurde eine Hilfsseilbahn sowie eine Baustrasse entlang der Trasse errichtet. Die Hilfsseilbahn wurde Ende August 1927 fertig
gestellt. Zehn Personen einschließlich Material konnten nun in 14 Minuten auf den Predigtstuhl gebracht werden. Bereits zum Jahreswechsel
1927/28 war die Talstation im Rohbau errichtet, die und die Betonstützen fertig gestellt. Ebenso war der betriebstechnische Teil der Bergstation
vollendet. Immer wieder beeindruckend: Die ästhetische Einordnung der Stationsgebäude in die Landschaft. Beispiel dafür war unter anderem der
Bau eines 14 m tiefen Spanngewichtsschachtes in der Talstation. Damit verschwand das größte, zur damaligen Zeit eingesetzte Spanngewicht von
über 104 t aus den Augen der Besucher. Auch die Konstruktion der Stützen als Stahlbetonstützen passt in diese Philosophie. In ihrem himmelwärts
gerichteten Schwung verkörpern sie Sicherheit und Stabilität der Konstruktion, sie unterstreichen eindrucksvoll die kühne Seillinie. Vorbild für diese
Konstruktion war die 1922 ebenfalls von Bleichert errichtete Südtiroler Schwebebahn zum Hafling, welche ebenfalls drei Betonstützen aufwies.
Man war also ebenbürtig mit dem bekannten Kurort in den Dolomiten! Ebenso die Gondeln: Man wollte die weltweit vollendetste Schwebebahn
bauen. Leichtmetallkabinen mit hohem ästhetischen Anspruch sollten es sein. Nicht mehr die "Wagen" anderer Schwebebahnen, die eine gewisse
Affinität zu Eisenbahnwaggons nicht leugnen konnten. In Bad Reichenhall setze man Gondeln ein. Diese 12-eckigen "Salons" wurden hier erstmals
bei einer Schwebebahn eingesetzt. Wo findet man heute noch, außer in Bad Reichenhall und Bad Harzburg, solche Pavillons am Seil? Auch die
Geschwindigkeit von 5 m/s war bis zum damaligen Zeitpunkt unerreicht. Am 30.06.1928 war es soweit: Die erste Sonderfahrt mit den örtlichen
Honoratioren wurde veranstaltet, zwei Tage später wurde die Anlage der Öffentlichkeit übergeben. Im Sommer der Wanderer, im Winter der Ski-
fahrer - dieses Konzept ging nach dem Bau der Predigtstuhlbahn in Erfüllung. Das Berghotels war Erholungshotel, Lazarett, "Recreation Center" -
aber immer spielte die Bahn eine entscheidende Rolle. Eines aber sei schließlich noch hervorgehoben: Das Engagement der Betreiber für die
Wahrung des ursprünglichen Zustandes. Bis auf einige Elemente im seilbahntechnischen Bereich (Antriebsmotoren, Treibscheibe, Zug- und Hilfs-
seil) widerspiegelt die Bahn noch den Originalzustand von 1928. Noch heute verkehren die fast 100-jährigen Kabinen auf jenem Tragseil, welches
1927 aus Hamm geliefert wurde. Dabei überqueren sie die originalen begehbaren Stahlbetonstützen, jenes "Aushängeschild" der Bahn, welches zu
einem ihrer Markenzeichen wurde. Damit ist die Predigtstuhlbahn die älteste. weitgehend im Originalzustand befindliche Personenseilschwebebahn
der Welt. Gleichzeitig kündet sie sie von den überragenden Leistungen deutscher Ingenieurkunst auf dem Gebiet des Seilbahnbaus, personifiziert
durch die Firma Bleichert & Co. aus Leipzig-Gohlis.
Höhe Talstation: 474 m / Höhe Bergstation: 1614 m / Streckenlänge: 2380 m / maximale Neigung: 75 % / Stahlbetonstützen: I (22 m), II (32 m),
III (9 m) / Tragseildurchmesser: 50 mm / Zugseildurchmesser: 25,5 mm / Antrieb: 150 PS in Bergstation mit manueller Steuerung / Antriebsher-
steller:
Garbe-Lahmeyer Aachen / Fahrbetriebsmittel: 2 (je 25 Personen) / Kabinenhersteller: Bleichert-Zuegg Leipzig / Geschwindigkeit: 5 m/s /
Fahrzeit: 8,5 min / Förderleistung: 150 Personen / Stunde