bergbahngeschichte.de -
zur Geschichte der Großkabinenschwebe- und
Standseilbahnen in Deutschland, Österreich
und Südtirol
Ernst Heckel - der Erfinder der Großkabinenumlaufseilbahnen
biographische Eckdaten
Geburtsjahr: 1861
Studium in Karlsruhe, danach Bau seiner ersten Seilförderanlage mit einem 12 km langen Zugseil
1905: Gründung der “Gesellschaft zur Konstruktion und Fertigung von Förderanlagen”
1906 wird die Katharinenhütte in Rohrbach Produktionsstätte für Gurtförderer, Verladeanlagen und Drahtseilbahnen
1908: Bau umfangreicher Verladeanlagen für das schlesische Kohlerevier
1914: Errichtung der ersten Skipförderung Europas, eine Übertageförderung von Steinkohle in großräumigen Gefäßen.
1918 erwirbt die Gesellschaft die auf Gurtförderer spezialisierte Maschinenfabrik Muth-Schmidt GmbH Berlin / Heckel erhält den Titel eines Kommerzien-
rates sowie den akademischen Grad eines Dr. Ing. h.c.
1922 Oberweißbacher Bergbahn, (steilste normalspurige Standseilbahn der Welt)
1923 erste kontinuierlich arbeitende Kratzergeräte zum Abbau von Kalihalden.
1926 Eingliederung in die Felten & Guilleaume Carlswerke AG
1930 Schauinslandbahn in Feiburg - erste Großkabinenumlaufseilbahn der Welt, gefolgt von der Avilabahn (Venezuela), einer Großkabinenumlaufbahn
mit mehreren Sektionen.
1949 verstarb Ernst Heckel. Unter seinem Namen wurden noch lange nach seinem Tod Personenschwebebahnen durch die Firma Pohlig-Heckel-Bleichert
gebaut, so die Rekordseilbahn vom Eibsee zum Zugspitzgipfel
technikhistorische Bedeutung
Erbauer der ersten Großkabinenumlaufbahn der Welt
Heckel hielt mehrere Patente, als Beispiel sei das am 15. Februar 1929 erteilte Hauptpatent zur "Zugseilkuppelvorrichtung bei Seilschwebebahnen" /
Patentnummer 131485 des Eidgenössischen Amtes für Geistiges Eigentum, genannt.
Auswahl von durch die Firma Ernst Heckel sowie deren Nachfolgern errichteten Großkabinenseilbahnen
1922 Oberweißbacher Bergbahn - steilste normalspurige Standseilbahn der Welt
1930 Schauinslandbahn Freiburg - erste Großkabinenumlaufseilbahn der Welt
1933 Seilschwebebahn Megeve - Rochebrune
1935 Standseilbahn Paris - Montmartre (Umbau der 1900 durch von Roll errichteten Anlage)
1935 Seilschwebebahn Lourdes - Pibeste
1936 Seilschwebebahn Morzine - Plenay
1936 Seilschwebebahn St. Gervais - Bettex
1955 Teleferico de Carracas - Großkabinenumlaufseilbahn in vier Sektionen - größte derartige Anlage weltweit
Julius Pohlig, PHB & PWH
biographische Eckdaten
Julius Pohlig wurde im Jahre 1842 in Leichlingen geboren
Studium des Maschinenbaus in Karlsruhe
beratender Ingenieur an der Friedrich-Wilhelm-Hütte in Troisdorf
1867 Übernahme eines Lehrstuhls an der Siegener Baugewerbeschule
1873 erste Materialseilbahn zum Transport von Erz im Siegerland
1874: Gründung eins Ingenieurbüros für Bergwerks- und Hütteneinrichtungen in Siegen / erste Doppeldrahtseilbahn zur direkten Begichtung der
Rümelinger Hochöfen.
1890 der Firmensitz wird nach Köln verlegt, dort Errichtung einer Maschinenfabrik / Kooperation mit Felten & Guilleaume
1992 Übernahme der Drahtseilunternehmen Drahtseilbahn-Unternehmen Th. Otto und Th. Obach - die Pohlig GmbH Wien entsteht / dadurch Zugriff auf
jene Bleichert-Patente, welche Bleichert Otto bei deren geschäftlicher Trennung unendgeldlich
überlassen hatte.
1899 Umwandlung in die J. Pohlig AG
1908 Bau seiner ersten Personen-Seilschwebebahn bei Hongkong .
1912 Auftrag zur Errichtung einer reinen Touristenbahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro / erste Personenschwebebahn mit zwei Tragseilen pro
Fahrbahn
1912 Verleihung der Ehrendoktorwürde
Julius Pohlig verstarb am 30. Januar 1916 in Köln
technikhistorische Bedeutung
eine Vielzahl neuer Entwicklungen auf dem Gebiet des Seilbahnwesens wie die von Pohlig entwickelte Fangbremse und das 1904 vom Eidgenössischen
Amt für Geistiges Eigentum erteilte Patent Nr. 30953 "Zugseilklemmvorrichtung an Wagen, insbesondere für Drahtseilbahnen" sowie das vom selben Amt
1910 vergebene Hauptpatent "Seilhängebahn für kontinuierlichen Betrieb".
weitere Firmenentwicklung
10.9.1926 Beitritt zum Zoll-Ausschluss-Vertrag (ZAV), dem neben Pohlig Bleichert, die ATG und ab dem 1.1.1927 die Saarbrücker
Gesellschaft für Förderanlagen Ernst Heckel mbH angehörten / Aufteilung der Aufträge nach vereinbarten Quoten
1933 übernehmen die Carlswerke Pohlig
1962 fusionieren Pohlig und Heckel sowie der nach dem Krieg nach Köln gegangene Bleichert-Zweig zur PHB
1980 Fusion der PHB Pohlig-Heckel-Bleichert Vereinigte Maschinenfabriken AG in Köln (ehemals Pohlig) und St.Ingbert/Rohrbach
(ehemals Heckel) und der Weserhütte AG in Bad Oeynhausen
1988 Konkurs der PHB Weserhütte AG
1988 Ausgliederung der Seilbahnsparte von Köln nach St. Ingbert-Rohrbach / die „PWH Anlagen und Systeme GmbH“ entstand
1992 feindliche Übernahme durch die Fried. Krupp GmbH in Essen feindlich übernommen
1993 das Unternehmen arbeitet unter dem Namen „Krupp Fördertechnik GmbH“ in St.Ingbert-Rohrbach.
1994 Einstellung der Krupp-Seilbahnsparte und Verkauf der technischem Seilbahnzeichnungen an Doppelmayr
die alte „PHB“-Kernzelle in St.Ingert-Rohrbach arbeitet heute unter dem Namen „ThyssenKrupp Fördertechnik GmbH“ und ist Weltmarktführer im Bereich
der Kabelkrane
Der Name PHB lebt in der 1955 in Belo Horizonte gegründeten Firma "Pohlig-Heckel do Brasil Indústria e Comércio LTDA" , welche Transportanlagen
speziell für den südamerikanischen Raum errichtet.
Aufbewahrungsort der Firmenschriften
* Unternehmensarchiv des Deutschen Museums Berlin
* Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln
Übersicht einiger, von der Firma Pohlig und deren Nachfolgerunternehmen errichteten Großkabinenseilbahnen zur Personenbeförderung
1908 Seilbahn Hongkong
1912 Personenschwebebahn auf den Zuckerhut
1928 Seilschwebebahn Mariazell - Bürgeralpe
1931 Schwebebahn Obervellach
1933 Wolfschachtbahn - Personenstandseilbahn zwischen der siebenten und achten Sohle des Wolfschachtes der Mansfeld AG
1953 Rauschbergbahn Ruhpolding
1955 Umbau der 1. Tiroler Zugspitzbahn auf den 4-Wagenbetrieb mit Zwischenstation
1955 Télépherique de l'Aiguille du Midi
1961 Untersbergseilbahn
1962 Eibseeseilbahn
1070 Wendelsteinseilbahn
1983 Standseilbahn am Peterskopf
Porträtfotos, Grafik und inhaltliche Informationen zur Firmenentwicklung: M. Spanke / Aufnahme der Pohligbüste: A. Stemmann