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zur Geschichte der Großkabinenschwebe- und
Standseilbahnen in Deutschland, Österreich
und Südtirol
technische Hauptdaten
Höhenunterschied: 302,9 m / Streckenlänge: 1175 m / Stützen: 5 / größte Spannweite: 562 m / Tragseildurchmesser: 42 mm /
Zugseildurchmesser: 24 mm / Fördermaschinenhersteller: 1924 ATG Leipzig, 1962 VTA Leipzig, 1986 POLMA / Antriebshersteller: 1924 SSW,
1962 Elbtalwerk Dresden, 1986 Sachsenwerk Dresden / Kabinenhersteller: 1924: ATG Leipzig, 1962 VTA Leipzig, 1986 Flugzeugwerft Dresden /
aktuelle Fahrgeschwindigkeit: 7 m/s / Fahrzeit: 3 min / Förderleistung: 640 Personen je Stunde je Richtung
Aufnahmen der Anlage
Fotos: Betreibergesellschaft sowie E. Schurr
Fichtelbergschwebebahn Oberwiesenthal
Historisches zur Anlage
Am 20. Juli 1897 wurde der höchstgelegene Ort Sachsens, Oberwiesenthal, durch die Schmalspurbahn nach Cranzahl an das öffentliche Eisen-
bahnnetz angeschlossen. Bereits zu diesem Zeitpunkt kam die Idee, den Fichtelberg mittels einer Seilbahn zu erschließen. 1899 beantragte die
Helios-Electricitäts-Aktiengesellschaft bei der sächsischen Regierung, eine Standseilbahn auf den Fichtelberg bauen zu dürfen. Dieses Projekt
wurde ohne Begründung abgelehnt. Nachdem sich der Fremdenverkehr in der Region weiter zügig entwickelt hatte sann man auf eine neue
Lösung. 1912 lies man von der Leipziger Firma Adolf Bleichert & Co. das Projekt einer Bergschwebebahn auf den Fichtelberg ausarbeiten. Auch
dieses Projekt wurde von der sächsischen Regierung abgelehnt, nicht zuletzt deshalb, weil sie von den Planungen zuerst aus der Presse erfuhr.
Der I. Weltkrieg und die schweren Nachkriegsjahre taten ein übriges - das Projekt wurde nicht weiter verfolgt. Am 26. August 1924 erfolgte die
Gründung der "Sport- und Schwebebahn-Aktiengesellschaft. Diese hatte das Bleichertsche Projekt überarbeiten lassen und ein weiteres von der
Allgemeinen Transport-Anlagen-Gesellschaft mbH Maschinenfabrik in Leipzig (ATG) eingeholt. Die Bahn sollte mit dem geringsten Aufwand
gebaut werden und noch im Dezember 1924 in Betrieb gehen. Man entschied sich für das billigere, aber technisch unausgereifte Konzept der
Firma ATG, was sich nachträglich als Fehler herausstellte. Mit dem Bau begann man am 1. September 1924, obwohl noch keine Baugenehmi-
gung vorlag. Erst am 16. Dezember 1924 händigte das sächsische Innenministerium die Genehmigungsurkunde aus. Am 19. Dezember erfolgte
eine Besichtigung durch den zuständigen Regierungskommissar, eine Abnahme konnte jedoch nicht erfolgen, da die Anlage nicht funktionsfähig
war. Die Eröffnungsfeier am 22. Dezember geriet zur Farce, die Wagen konnten nur 20 Meter aus der Station ausfahren. Auch die Prüfung am
27. Dezember war erfolglos. Signalanlage und Notbremse waren noch nicht fertig, in der Fördermaschine fehlten noch ein Lager und ein
Zahnrad. Am 29. Dezember wurde jedoch die Betriebsgenehmigung unter der Auflage erteilt, dass alle Mängel beseitigt sind. So konnte die
Bahn als erste Bergschwebebahn Deutschlands ihren Dienst aufnehmen. Die Anlage hatte eine Reihe von Schwächen. so waren die Wagen
unnötig schwer und da die ATG nicht auf die Bleichertschen Patente zugreifen konnte mussten 2 Zug- und Tragseile verwendet werden. Da
diese Seile nicht in der erforderlichen Länge hergestellt werden konnten, mussten mehrere kurze Seile mit Muffen verbunden werden. Dies
wiederum erforderte komplizierte Seilspann- und Ausgleichsvorrichtungen, die jedoch zum Großteil unwirksam waren. In der Folge kam es zu
Stößen bei der Fahrt über die Seilmuffen und die kurzen Seilschuhe. Dies bedingte einen hohen Verschleiß zudem sich noch herausstellte, dass
die Tragseilreserve viel zu gering bemessen war. Als 1927 schon wieder ein Seilwechsel anstand, besann man sich reumütig der Erfahrungen
A. Bleicherts. In der Folge wurde technische Veränderungen am Bahnsystem vorgenommen. Nach einem Besitzerwechsel wurden 1940 die
Kabinen erneuert und ein neuer Notantrieb eingebaut. 1948 musste der Betrieb jedoch auf Grund des desolaten technischen Zustandes der
Bahn eingestellt werden. 1961/62 erfolgte ein grundlegender Neuaufbau der Bahn, 1985 erfolgte ein nochmaliger Neuaufbau der Anlage; 2012
wurde die Bahnsteuerung komplett erneuert.